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Waren Sie in jüngster Zeit auf der Loipe?

Foto: Privat

Heiner Boberski

Laufende Ermittlungen

Auf zum Skilanglauf – solange es ihn noch gibt!

Waren Sie in den letzten Wochen auf einer Loipe? Die Langlaufsaison neigt sich dem Ende zu, und ich werde den Eindruck nicht los, dass hierzulande eine abnehmende Zahl von Leuten auf die schmalen Bretter steigt, die manchen die Welt bedeuten. Was sind die Ursachen dafür, dass die Beliebtheit dieser Sportart offensichtlich gesunken ist?
Ein Störenfried ist sicher die Klimaerwärmung, die sich in kürzeren Wintersaisonen auswirkt. Sogar im Gebirge, aber vor allem in den Niederungen fehlt es häufig an Schnee und damit an Trainingsmöglichkeiten. Dazu kommt, dass Volksläufe, Anziehungspunkte für Scharen ambitionierter Langläufer, immer wieder ausfallen oder auf weniger attraktiven Strecken als früher ausgetragen werden müssen. Läufer bedürfen auch immer weniger der schmalen Bretter, um im Winter im Training zu bleiben. Sie finden auch in der kalten Jahreszeit immer öfter trockene oder passable Laufstrecken vor und können sich eine Langlaufausrüstung und etwaige Loipengebühren ersparen.
Dass Skilanglauf bei uns kein Massensport ist, dürfte aber auch an den Dopingskandalen der letzten Jahre und dem Mangel an heimischen Spitzenleuten liegen. Wer gehofft hatte, dass die „Blutbeutelaffäre“ bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City ein Einzelfall war, musste immer wieder mit Entsetzen feststellen, zuletzt durch die Fälle Dürr und Wurm, dass der dunkle Schatten, der auf Österreichs Langläufern liegt, sehr lang ist. Ein weiterer Dopingfall wäre wohl die Katastrophe schlechthin, dessen sind sich hoffentlich alle Verantwortlichen bewusst.
Wie wir alle wissen, gibt es einen Zusammenhang von Spitzensport und Breitensport. Vorbildliche Spitzenathleten können eine Sportart populär machen, fehlen sie, wird es auch weniger aktive Breitensportler geben. Eine große Breite ist eine Voraussetzung, aber noch lange keine Garantie dafür, dass sich Spitzenleute herauskristallisieren. Würden in Österreich viele schon im Kindes- und Jugendalter an den Skilanglauf herangeführt, wären sicher etliche Talente zu entdecken, von denen sich einige zu Eliteläufern entfalten und wieder Vorbild für andere werden könnten.
Es ist wohl kein Zufall, dass die einzige Person in Österreich, die momentan zur erweiterten Weltklasse im Langlauf zählt, Teresa Stadlober, aus einer Sportlerfamilie stammt. Die erst 23-jährige Tochter der Slalom-Weltcupsiegerin Roswitha Steiner und der Loipenlegende Alois Stadlober – er holte 1999 bei der WM in der Ramsau Silber über 10 km und Staffel-Gold mit Markus Gandler, Michail Botwinow und Christian Hoffmann – ist derzeit Österreichs einzige Medaillenhoffnung für die Heim-WM 2019 in Seefeld. Dass das rot-weiß-rote Langlauf-Team dort auch nur annähernd so erfolgreich abschneidet wie 1999, als auch noch Maria Theurl Bronze holte, ist leider unwahrscheinlich. Es gibt Talente, aber es wird jahrelanger harter Arbeit bedürfen, wenn es mit dem Langlauf hierzulande wieder richtig aufwärts gehen soll.
Ich kann jedenfalls allen – unabhängig vom Spitzensport oder der Teilnahme an Volkslangläufen – das Dahingleiten auf der Loipe als eine wunderschöne und vor allem gesunde Sportart nur empfehlen. Vielleicht wird man sie angesichts des Klimawandels bald nur noch um teures Geld in hohen Gebirgsregionen ausüben können. Umso mehr lautet meine Devise: Auf zum Skilanglauf, solange es ihn noch gibt!

Kategorie: Ereignisse, Feature

von

Dr. Heiner Boberski

geb. 1950, Studium der Theaterwissenschaft und Anglistik in Wien; 1978–2001 Redakteur der Wochenzeitung "Die Furche", ab 1995 deren Chefredakteur; 2004-2015 Journalist bei der "Wiener Zeitung"; derzeit freier Journalist. Autor mehrerer Sachbücher, vorwiegend zu Fragen der Religion. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

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